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Donnerstag, Januar 09, 2014

Die verschwundene Lolex / Post-Probleme

...und wie zuverlässig ist die normale Taiwan-Post? [Update]

Vor Jahren hatte ich eine wahre Pechsträhne mit der Post. Wann immer neue EC-Karten oder Kontoauszüge oder anderes von meiner deutschen Bank in NeiHu, Taipei eintrudeln sollten, kamen sie nicht. Weihnachtspakete kamen immer an, Banksachen nie. Komisch, diese selektive Aussortierung, dachte ich. Dann eines Tages hatten sie eine Story im Taiwan-TV: Eine wohl nicht psychisch stabile Postbotin Region NeiHu hatte säckeweise Post im Kofferraum ihres Autos. Die Dame wurde ersetzt und meine Banksachen kamen ab sofort an. Meine verschollene Bankpost freilich habe ich nachträglich nie erhalten. Verbrannt? Verschenkt? Was macht die Post mit aufgefundenen Postsäcken, die nie zugestellt wurden? Vielleicht verjährt die Zustellungspflicht und sie dürfen die Kantinenpinwand damit schmücken, ich weiß es nicht. Andererseits kann es natürlich sein, dass meine Bankpost als besonders spannend eine bevorzugte Behandlung von der Postdame erhalten hatte und nicht mehr vorhanden war. Besondere Kontobewegungen hatte es nicht gegeben, das hatte ich seinerzeit überprüft. Verallgemeinern wollte ich das nicht, schließlich hatte ich auch in Deutschland mal von einem betrügerischen Postler gelesen, der säckeweise Sendungen unterschlagen hatte.

Die nette neue Zeit mit ankommender Bankpost währte jedoch nicht lange. Heute ist der Zustand so, dass die Kontoauszüge immer ankommen, die iTAN-Briefe (also die Briefe mit den Geheimnummern zur Überweisung) aber nicht. Auch 2x hintereinander kam nichts an, also musste ich mir den iTAN-Brief in Deutschland von der Bankfiliale abholen bei der nächsten Reise. Da wurde wieder sehr selektiv verloren. Ist die Postbotin geheilt aus der Klinik entlassen und wieder eingestellt? Kreative Köpfe gibt es aber sicher auch noch anderswo; theoretisch könnte der Brief ja auch in Deutschland verschwunden sein. Die iTAN-Briefe habe ich erst nach Monaten sperren lassen, vorher hatte ich es nicht gemerkt. Merkwürdige Kontobewegungen blieben aber wieder aus.

Gestern nun fiel mir auf, dass meine zu letzte bestellte Uhr, neuster Ausdruck eines in der letzten Zeit entwickelten Uhrenticks, nicht angekommen war. Der chinesische Hersteller der moralisch sicher strittigen Hommage an eine 60er-Jahres Rolex (mit chinesischem Herstellernamen), die aber laut Uhrenforum ein gutes Werk namens "Shanghai B" haben soll und gut laufen soll, hatte mir ein Paketchen aus Hongkong geschickt. Als ich wegen langer Lieferzeit nachfragte, nannte mir der Hersteller (Alpha-watch.com) sogar eine Trackingnummer der Hongkong - Post, Luxus. Sorgen hatte ich mir nicht gemacht, schließlich ist die China- und Hongkong Post mir immer wieder für lange Lieferzeiten aufgefallen. Wenn buddhistische Mönche aus Tibet mal so richtig auspannen wollen im Urlaub, dann besorgen sie sich einen Ferienjob bei der Hongkong-Post. Aus Hongkong bestellte Stereokabel etwa brauchen 4 oder 5 Wochen, solche aus Großbritannien zum Beispiel zwei.

Ab 05.01. tauchte die Trackingnummer schließlich im taiwanischen Posttracking (chinesischspr. Webseite, von der HK-Post nett verlinkt) auf, nannte allerdings den 25.12. als Tag erfolgreicher Zustellung an mich! Angekommen war aber nichts. Bis dahin war ich noch ohne meine Frau ausgekommen, wollte ich sie doch in meinen "Uhrenwahn" nicht involvieren. Auch das Abklappern der Poststellen in der Firma hier half nichts. Ich schickte wenig hoffnunsvoll eine Email an die taiwanische Trackingseite und bat, den Verbleib der Sendung nachzuverfolgen. Antwort kam binnen Minuten. Es sei zugestellt worden, ich solle bei meiner Firmenpoststelle nachfragen.

Letzte musste also meine Frau ran und unterzog alle möglichen Leute eines hochnotpeinlichen Verhörs. Und alles wegen einer "orginal gefälschten" Rolexreplik für 90 US-Dollar. Erst kam ich an die Reihe, von wegen wie viele Arme ich eigentlich hätte für wie viele Uhren ;-), dann letztlich die Poststelle. Diese gab nun an, das Paket abgelehnt zu haben, weil mein Name auf der Adresse fehlte und schließlich 2000 Leute im Unternehmen arbeiteten. Dann wurde die Taiwanpost befragt, die erst auf erfolgreicher Zustellung pochte, letztlich aber wiederum ihren Postboten befragte, der nach 2 Stunden (hoffentlich zigarettenstummellosem Verhör) einräumte, das Paket nicht wieder als Retour ins Trackingsystem eingebucht zu haben aber sich nicht erinnern könnte, wo das Paket nun geblieben sei. Da wir hier nicht im selben Stadtteil sind ist er nicht identisch mit der NeiHu-Postbotin oder ihrem Nachfolger, kann also auch ein Versehen gewesen sein. Die Taiwanpost bot schließlich Kompensation an und mich ärgerte insbesondere, dass diese riesige Thermik und Befragung von zig Leuten nur nötig war, weil sie das Paket nicht korrekt eingebucht hatten als Retour, sonst hätte ich es ja im Tracking sehen können. Auch die lange Verspätung machte mich misstrauisch, wollte da jemand warten, bis Gras über die Sache gewachsen war? Informell nannte meine Frau einen zunächst zu hohen Preis als Paketwert als vorläufige Schätzung, sie hatte mich da noch nicht gefragt gehabt und dann geschah das Wunder, das Paket soll sich angefunden haben und soll heute wieder zugestellt werden. Vor meinem geistigen Auge sehe ich jetzt verweinte Kinderaugen, denen der Weihnachtsmann eine schöne bunte "Lolex" brutal wieder vom Arm gerissen hat, sehe hastig geflickte Paketfetzen. UPDATE: Mittlerweile angekommen, ungeöffnet ;-)

Wie zuverlässig ist nun wohl die normale taiwanische Post? Ich würde es so sagen: Eigentlich kommt alles an, nur spannend aussehende Briefe von ausländischen Banken und adressatisch schon halb im Nirwana schwebende Pakete haben ein nicht unerhebliches Risiko verloren zu gehen. Also ganz OK, 3-Minus irgendwie.
Wer hat andere Erfahrungen gemacht?

Und det es ausjerechnet eine "falsche" Rolex war macht das ganze oberpeinlich. Hat aber eine praktische Zweite-Zeitzonenanzeige und ist ja ein historisches Modell, also durchaus eine nette Ergänzung für meine Sammlung. Mit billigen Uhren ist jetzt erst mal Schluss, die regen die Taiwanpostboten sonst viel zu sehr auf - und ihre kleinen Verwandten am Ende auch noch.Und meine Frau langsam auch.

Update: Danke für den Hinweis in den Kommentaren, meine Bank verhunzt die Zustelladresse in der Tat (auch), daher ist natürlich die Zustellwahrscheinlichkeit von Bankpost geringer! 

Edit: Es handelt sich um eine schlichte Stahlversion, wenn auch mit bunter Lünette. Nicht dass jemand denkt, ich bin so ein Falschgoldtyp.

2 Kommentare:

Tamasü hat gesagt…

Das Problem mit Bank- und sonstigen Post kenne ich auch. Beim mir lag es oft an der sehr eigenwilligen Aufteilung der taiwanischen Adresse durch das deutsche Versandprogramm des Versenders.
Zumindest bei einer Bank und einer Zeitschrift ließ sich das durch entsprechenden manuellen Eingriff einer netten Person im Support korrigieren (sozusagen telefonisch ferngesteuert) und - tataaa - Post kommt an.

"Ludigel" hat gesagt…

Ah ja, richtig. Meine Bank verhunzt die Adresse auch. So gesehen kann man die hohe Bankverlustquote auch so erklären. Vielleicht Taiwan Unrecht getan! Werde das gleich mal editieren ;-)