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Freitag, August 03, 2012

Taifun!

Taifun hatten wir hier in Taipei in Taiwan, das gehört so zusammen wie die Schreibweisen von Taifun, Taipei und Taiwan nahelegen und sogar mein Familienname passt in diese Aufzählung einigermaßen rein,  Taiwan war wohl mein Schicksal. Mittwoch abends ging es los, die Nacht wütete der Taifun vor den Fenstern und am Donnerstag hatten wir taifunfrei auf der Insel - oder jedenfalls im betroffenen Norden.

Der Sturm entwurzelte Bäume und warf bei uns ein paar Blumenkübel um. Er brachte auch noch ein paar Menschen in Taiwan um, die draußen auf der Straße waren, muss ich leider sagen.

Bei den tosenden Naturgewalten, die diese Fotos nicht vermitteln können (ich hätte schon raus gehen müssen mit einer Unterwasserkamera und tosende Baumwipfel einfangen müssen damit man es hier sieht - aber selbst dann kann ein Foto ohne Bewegung da nicht so recht funktionieren), ist mir schon eher klar, wieso die Menschen hier sich ihre Fenster so hässlich verrammeln: So kann ein abgerissener Ast nicht gleich das Fenster zerdeppern.

Die Frage war, parken wir das Auto in der TIEFgarage oder draußen? Draußen kann es durch abgerissene Schilder etc. beschädigt werden, drinnen kann aber die tiefe Garage absaufen. Wir stellten den Wagen dann doch in die Tiefgarage und ich stellte mir den Wecker auf 2.30 Uhr, um den Wasserzustrom im Treppenhaus zu kontrollieren. In der Tat sieht man hier, wie der Innenhof zwischen den zwei zusammengebauten Mietshäusern schon voll gelaufen ist und das Wasser anfängt, die Kellertreppe (verdeckt) hinunter zu laufen.

 Mein Alptraum schien wahr zu werden: Das Wasser lief als Sturzbach hinunter ins Parkdeck! Panik!

Die Bauherren von Taipei sind Meister im Oberflächen versiegeln, daher kann das Wasser auch nirgends hin. Grünflächen hasst man hier wie die Pest. Also läuft das Wasser ins Treppenhaus die Treppe hinunter, ist ja klar.

Betonmietshausidylle in Taiwan eben. Herrlich und romantisch, so Grau in Grau mit Siff und Hühnerkäfiggittern.


Unten angekommen (je m'apelle Jacque Custeau) stellte ich um 2.30 Uhr morgens noch fest, dass die hier um 6 Uhr geöffnete Tür zum Parkdeck verschlossen und alarmgesichert war. Es gab kein Schlüsselloch und ich hatte eh keinen Schlüssel. Um den Wagen zu retten, hätte ich also im Fall der Fälle mit meiner Magnetkarte durch das Außentor gehen müssen, um den Wagen rauszufahren. Aber - die Magnetkarte für das Außentor lag im Auto. Das hätten wir mal üben sollen!

Allerdings floss das Wasser sowohl um 2.00 Uhr wie auch bei der Nachkontrolle um 6.00 Uhr durch das winzige Abflussloch vorne rechts ab. Das wäre ein Fressen für einen autohassenden Öko in Deutschland. Einfach eine alte Socke rein und das ganze Parkdeck säuft ab mit allen funkelnden Autos drin!

Kommen Sie mich nie besuchen mit alten Socken, wenn sie Mitglied bei den Grünen sind! Nur ein bisschen mehr Wasser und das Parkdeck säuft ab, denn dicht ist die Tür nicht.


So aber blieb das Ludigelmobil verschont. Und auch alle anderen Autos in der Tiefgarage. Glänzendes japanisches Blech en masse.

Das Parkdeck ist für Kleinwagen gebaut, die Autos ragen fast alle über die Buchten hinaus und man kommt kaum noch in die Parkbuchten vor lauter Blech. Aber die Taiwaner mögen es gerne groß, der Toyota Camry hier ist deutlich länger als mein Nissan X-Trail.

Draußen tobte und rappelte es, ich musste am frühen morgen ein Fliegengitter wieder festschrauben, das der Sturm hereingedrückt hatte auf dem hinteren Balkon. Ach ja, die Stehlampe wollte ich mal reparieren.

Verwirrend: Die ganze Nacht erklang die laute Fanfare über die Lautsprecher des Viertels, mit denen der Blockwart hier in der (Alte-) Soldatensiedlung sonst seine Ansprachen ankündigte. Die riss mich mindestens so oft aus dem Schlaf wie der Sturm selber oder das Klappern der Fliegengitter oder das Rappeln des Schrankes. Im Halbschlaf glaubte ich seine Altmännerstimme zu hören, wie sie auf Mandarin gegen den Sturm anredete. Hatte ich mir das nur eingebildet oder hatte er wirklich die ganze Nacht geredet, der alte Mann? Die Fanfare jedenfalls war real, die erklang sogar noch bis Mittags - ohne dazugehörige Ansprache. "Haltet durch, Kameraden, der Staudamm wird halten, Taipei ist sicher", würde er bestimmt gesagt haben, denn Taipei ist zum Fluss hin von einer Staumauer umgeben, die die Hauptstadt weitestgehend trocken hält. Im Netz gibt es einen trotteligen Blogartikel von einem Kerl, der sich über die Staumauer des alten Diktators Chiang Kai Check lustig macht und sie als unnötig hinstellt. Nur weil der Diktator einmal nasse Füße bekommen habe, habe er die Staumauer bauen lassen, sowas verrücktes!
Wieso verrückt, frage ich da. Hatte der Diktator trockene Füße, hatte auch die Bevölkerung trockene Füße. Und heute ist der Diktator weg, Taiwan ist eine parlamentarische Demokratie und wir haben immer noch meist trockene Füße - es sei denn die versiegelten Oberflächen sorgen zum Absaufen mancher Stadtteile. Ja, wenn das Chiang gewusst hätte...

LINK: Hier ist die Staumauer mehrfach zu sehen. http://bobhonest.blogspot.tw/2012/05/eingebore-erziehen-in-freier-wildbahn.html

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Lu Er Fu:
Bei uns war auch Wasser in der Tiefgarage. Und meine Madame war die Einzige (ich musste natürlich mithelfen) die das Wasser mit Besen und Eimer in die Drainage verfrachtete. Warum? Wegen den Schnaken. Viele haben uns gegrüsst...und sind weitergefahren.
Für mich war das so was von Zeitverschwendung, aber was macht man nicht alles der Liebe wegen. Und nach 2 Tagen wäre eh alles weggetrocknet gewesen.
Mein Kleiner wollte während des letzten Taifuns seine neue Regenjacke ausprobieren.
Na gut, ich ging mit...kaum aus dem Haus blies mir der Wind die Brille von der Nase. Und bei Nacht ohne Brille die Brille wiederfinden ist nicht so einfach. Zum Glück hat der Kleine noch gute Augen. Danach war der Taifun langweilig und Sohnemann wollte wieder ins Trockene. Der Wind an sich ist nicht so gefährlich...aber am gefährlichsten sind die Werbeschilder die mit einem Affenzahn durch die Gegend wirbeln. Ratzfatz kann da die Rübe weg sein.