Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, November 21, 2013

Müllverwertungsplatz in Taiwan

Für viele Wessies ein ungewohnter Blick auf einen taiwanischen Müllverwertungsplatz.

Viele alte Frauen sind abends immer dabei, vor Häusern und Geschäften abgelegte Pappkartons, Schrott- und Müllgeräte und Flaschen einzusammeln und schieben dann abenteuerlich beladene Handwagen zu den Müllsammelplätzen. Sind es ältere Herren, haben sie meist transportergroße Last-Wagen mit Moped davor...

... wie hier im Bild. Das Gebäude hinten ist schon ein Bürohaus, das nicht zum Platz gehört. Manche kommen mit dem kleinen (in Taiwan praktisch immer blauen) Mini-Pritschenwagen (von Suzuki oder so) vorgefahren, der dann auf der Plattform vorne im Bild gewogen wird. Als Schwiegermutter hier ihren Wertstoffmüll abgeladen hat, wurde er sorgsam mit der Waage nach Kategorien getrennt gewogen und sie erhielt dann für eine Kofferraumladung (wir sind mit meinem Auto vorgefahren statt dass sie wie sonst ihr pedalgetriebenes kleines Pritschendreirad genommen hat) Pappkartons und alte Zeitschriften und etwas Metallschrott 183 NT, also etwa 4.50 Euro immerhin.

Manchmal wenn ich Schwiegermutter mit meinem Auto hinfahre reagieren ältere ärmlich aussehende Müllsammlerinnen (ältere, grimmig guckende Frauen mit typischem spitzen, runden Strohhut a la China) richtig ein bisschen wütend auf mich, schieben mich grummelnd zur Seite und knallen mir demonstrativ ihren Müll vor die Füße. Die empfinden mich als unwillkommene Konkurrenz, wohl so nach dem Motto, "jetzt kommen schon die gescheiterten Englischlehrer" (die ja alle Weißen hier sind, denken sich die meisten Taiwaner) und machen uns Müllsammlern Konkurrenz! Auch der Mann hinter dem Waagenschalter sah mich förmlich mit Entsetzen im Gesicht an, als ich fröhlich "Ni hao" (hallo) sagte und meinen ersten Müll ablud.

Vor meiner Wohnung hat eine der alten Müllsammlerinnen ihren Platz, blockiert manchmal die Fahrbahn mit unzähligen Pappkartonstapeln und Flaschentüten und sonstigem Müll hat sie einen inoffiziellen Müllplatz am Fahrbahnrand, wo sie dann bis 1.30 Uhr morgens manchmal Müll sortiert (schepper, klirr).

Taiwan aka die Republik China hat offiziell nur 1 oder 2 % Menschen unter der Armutsgrenze, wenn ich mich recht an die Statistik erinnere, aber die heutigen alten Menschen profitieren noch nicht von der vor kurzem eingeführten staatlichen Altersversorgung. Wie das zusammenpasst, die Müllsammler, manchmal auch junge dabei und die wenigen Armen, das wissen nur die Götter der Statisktik. Obwohl in Taiwan sicher fast alle Leute mittelklassig sind und mit blitzenden Toyotas rumfahren...

+++ Bin zu lange aus Deutschland weg. Statt Müll muss es Wertstoff heißen, fast immer im Artikel. Schließlich wird er weiterverwertet! Gerade noch mal korrigiert. Mit einem kleinen Stoßgebet an Petra Kelly* (bis heute meine liebste Grüne) wird mir das die deutsche linksökologische Leserschaft wohl noch mal durchgehen lassen. +++


* Screw you, Gerd Bastian

Keine Kommentare: