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Freitag, September 04, 2015

Blogpartei hat gewählt: DPP gewinnt (und gibt Hung/KMT auf?) (Update)

Die kleine Wahl oben rechts in der Ecke im Blog ist zu Ende gegangen. "Amtliches" Endergebnis:

Wahlbeteidigung: 16 Stimmen
(durch Tricks ist Mehrfachabstimmung natürlich möglich gewesen)

Gewinnerin: Tsai, DPP mit 56% bzw. 9 Stimmen

Dahinter Frau Hung, KMT mit 18% bzw, 3 Stimmen gleichauf mit Herrn Shih (parteilos).
Herr Soong, PFP, mit 1 Stimme immer noch für 6% gut.

Gemessen am Klima in der realen Republik China alias Taiwan ist sicher Frau Hung von der KMT etwas unterrepräsentiert*** und der parteilose Herr Shih wohl stark überrepräsentiert. Grund für die Überrepresentation des eigentlich chancenlosen Shih ist sicher meine Beschreibung im letzten Artikel zur "Blogwahl", in der sich Shih sehr positiv geschildert habe. In meiner Kandidatenvorstellung wirkt er ein bisschen zu edel und schwebt elegant über den Niederungen des Politikbetriebes mit seinen erwähnten 25 Jahren Dissidentenhaft. Was in meiner Schilderung freilich fehlt ist, dass er auch gut austeilen kann und dadurch mehrere Male für Irritationen beim Wahlvolk gesorgt hat. Eben als er den Expräsidenten Chen (von Shihs Expartei DPP) als ehemaligen Regierungsspitzel (angeblich tätig als solcher zu Diktaturzeiten) bezeichnet hat. Auch den Kandidaten Frank Hsieh (DPP) der vorletzten Wahl hat er beschuldigt, ein Spitzel gewesen zu sein. Beweise ist er freilich schuldig geblieben. Und als er von der aktuellen DPP-Präsidentschaftskandidatin Tsai verlangt hat, sie möge vor der Wahl ihre sexuelle Orientierung offenlegen, da ist das beim Wahlvolk auch nicht immer gut angekommen. Man redet ja, Frau Tsai sei lesbisch, aber das interessiert im aufgeschlossenen Taiwan eigentlich niemanden.
In der Realität ist zwar Tsai Ingwen von der DPP auch klare Favoritin, aber nicht so deutlich wie hier im Blog. Sicher weil Leser hier i.A. wenig emotionale Bindungen zum chinesischen Festland haben und daher im Schnitt mit der "prochinesischen" KMT weniger anfangen können . Was bei Taiwanern öfter mal anders ist.

Halb sensationell ist, dass die KMT-Kandidatin möglicherweise mit dem Gedanken spielt aufzugeben. In einem Facebookposting hat sie angekündigt, die nächsten Tage eine Wahlkampfpause einzulegen und über alles zu reflektieren. Hat sie ob ihrer schlechten Umfrageergebnisse die Sinnkrise bekommen? Oder hängt es damit zusammen, dass der frühere Präsidentschaftskandidat Lien Chan (KMT) derzeit gerade die VR-China besucht und an Militärparaden teilnimmt? Dieser Akt, der eher im Taiwan-Independence-Lage beheimateten Taiwanern Magenschmerzen machen wird, lässt die "Wiederverinigung-mit-China"-Aussagen von Frau Hung noch radikaler erscheinen als sie so schon sind. Und macht sie daher noch unpassender für den taiwanischen Zeitgeist, der eher in Richtung taiwanische Identität geht als in Richtung China-Nostalgie. "Weißt du noch Frau Fong, als wir alle vor den Kommunisten davon gelaufen sind? Mei, war das eine schöne Zeit..." ist eine Art von Nostalgie, mit der jüngere Taiwaner immer weniger anfangen können.

Aber lassen wir doch einfach die Taiwaner im Januar selbst entscheiden. Mit welcher KMT-Kandidatin oder welchem KMT-Kandidaten auch immer.

Quelle über die Gerüchte zur Aufgabe von Hung (KMT): http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/09/04/2003626892 

EDIT: Vermutlich ist das die erste Phase der medialen Vorbereitung einer Ersetzung von Frau Hung. Kommt jetzt ein hellblauer Kandidat statt der bisherigen Hardlinerin, die sogar noch die Chinafreundlichkeit des amtierenden Präsidenten Ma (KMT) zu übertreffen drohte?


*** Nachtrag: Sie liegt zwar in den tatsächlichen Umfragen ähnlich wie hier, allerdings gehe ich von einem Stimmengewinn zu Lasten von Soong aus, der meiner Ansicht nach zu hoch bewertet ist in der letzten Umfrage. Die sind nicht so zuverlässig wie "daheim".

UPDATE: Hung hat nur einen Publicity-Stunt geliefert und macht weiter wie bisher: http://www.taipeitimes.com/News/front/archives/2015/09/07/2003627120
Sie posiert mit Ananas auf dem Kopf und hofft, die (selbst ausgelösten) Gerüchte mögen ein Ende nehmen.

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