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Freitag, Juni 27, 2014

Hass auf die Tür

Man kann Türen hassen. Doch wirklich

Dieser Tage ist alles etwas unstet. Wie bereits berichtet will meine Frau ihr Bürodasein mit seinen 18+-Arbeitsstundentagen (Heimrechnertätigkeit manchmal am frühen morgen mitgerechnet) beenden und ich würde mich dann anschließen, aus vielerlei Gründen. Mein selbst zusammengebautes Rechnernetz (buchstäblich aus Motherboards etc. konfiguriert) mit seinen zahlreichen Linux-OS wird mir sicher fehlen, wie auch die Arbeit. Auch wenn die Arbeitstage taiwantypisch überlang waren.



Wohin dann? Frau will mit dem Reflex von Taiwanern in den Mitt-40ern (die meist in diesem Alter gekündigt werden in den Techfirmen und nicht selbst kündigen wie wir es wohl tun werden) einen eigenen Kleinbetrieb aufmachen. Bei fast allen Taiwanern wäre das eine Garküche, in der Muttern und Frau stehen während er noch Taxi dazu fährt. Frau hingegen will mit meiner Assistenz den Familienbetrieb wiederbeleben, entweder hier in Taipei oder auch in Manila auf den Philippinen, wo ihre Schwester schon erfolgreich geschäftlich tätig ist. Für mich sind das alles noch Fragezeichen. Gut, hier in Taipei hatte meine Frau es damals geschafft, den winzigen Betrieb als kleinen Test- und Lernfall in die Gewinnzone zu führen, durch hartes Management und wir hatten dann den Betrieb an unsere Geschäftsführerin veräußert mit Gewinn, die diesen unbedingt allein und selbst führen wollte. Nur um dann kurze Zeit später Richtung Minus zu gehen. Heute ist der Familienbetrieb von damals wiederum von der glücklosen Geschäftsführerin verkauft und wir würden sicherlich heute eine Nummer größer aufmachen. Hier oder in Manila. Nicht in Bagdad. Frau ist neuerdings auch Brasilienfan, fast hätte ich ihr eben beim Frühstück vorgeschlagen, wir könnten ja auch nach Brasilia ziehen und Michael-Jackson-Teigtaschen verkaufen. Bei denen fällt dann die Nase ab, wenn man sie schüttelt.



Gut, ich bin die Tage genervt, für mich gibt es auch die Option wieder zurück nach Deutschland zu gehen, um als Informatiker weiterzuarbeiten. Auch schon weil das Familieneinkommen mit "Familienbetrieb" drastisch geringer wäre als es bisher ist. Der vielen Fragezeichen halber blogge ich die Tage wenig.


Verdammte Glastür (heute laufen auf dem TV nur noch Taiwan-Seifenopern)

Die Tür in der Überschrift steht übrigens nicht metaphorisch für sich anbahnende Änderungen sondern für die Schiebe-Glastür in unserer Wohnung im heimatlichen Militärveteranen-Schlichtwohnviertel, wo der Durchschnittseinwohner die Kriterien "alt, depressiv, trauert Chiang Kai Shek nach und sammelt alte Pappkartons" erfüllen muss. Müll aus dem Fenster zu werfen, damit er auf den Vordächern vor sich hin gammelt ist eine Option, die Gott sei Dank langsam aus der Mode kommt. Außer bei der Wohnpartei direkt hinter Ludigels Rückfenstern. Unsere Glasschiebetür jedenfalls ist original von 1969 und bestimmt noch vom glatzköpfigen  Diktator Chiang handgewichst. Die alten Schiebetüren verknarzen und verkanten sich in ihrem Altöl (noch original Haarwichse aus Chiangs Jugendzeit). Natürlich immer nur wenn ich sie anfasse, nie bei meiner Frau. Das ist die Rache des alten Diktators. Gestern 22 Uhr, wir sind gerade aus dem Büro zurück, Frau will endlich die Tür reparieren. Ich sage lass es, das dauert Stunden und ist morgen sowie wieder kaputt. Frau sagt, ich bin schuld, immer bei mir geht es kaputt. Ich sage, die ist seit 1985 kaputt und wer von uns will denn immer im Schlichtwohnviertel wohnen seit 2004. Frau sagt völlig korrekt ich soll die Klappe halten und lieber wieder mit anfassen. Mir rutscht bei 28 Grad das glatte Metall aus der Hand. Junior macht sich um 23.01 Sorgen, dass Mama und Papa mit herausgenommenen Flügeln der antiken Schiebefenster ein Duell ausfechten. Frau lächelt ihn an und sagt alles ist in Ordnung, nur um mir von hinten...
Ich hole schließlich das Öl. Caramba, dann geht alles recht schnell, dank des handwerklichen Geschicks meiner Frau und einer zweiten Session von 23.45 bis 0.00 Uhr. Nur dass Frau dann Atemnot bekommt, weil sie gegen das Schmierspray allergisch ist. "Das ist die letzte Schlichtwohnung in die ich eingezogen bin!", entfährt es mir irgendwann. "Tür kaputt!" stimmt Junior zu.

[Neue Szene. Einblendung "6 Monate später". Kamerafahrt auf eine graue Wohnstraße mit Smog und Müllhaufen in Metro Manila.... der Einzugswagen fährt vor. Und Action!]


6 Kommentare:

"Ludigel" hat gesagt…

Update: Taiwnani-Arbeitsdrohnen Cubcial-dweller - Salaryman - Shanbanzhu - Dasein Restzähler: 15 Tage...

Martin hat gesagt…

Hi, schön wieder etwas zu hören. Hatte mich schon gefragt ob ihr in Manila kein Internet habt... ��
Nun, wenigstens braucht der Blog keinen neuen Namen ��

Miri hat gesagt…

;-)

Ältere Schwester und ihr super erfolgreicher und geschäftstüchtiger Mann haben aber mit Mitte 40 keine Garküche aufgemacht... ;-P

Ihr solltet vlt. überlegen, ob Ihr wie die Geissens ins TV geht. Und ne Doku darüber dreht. Ihr kauft Euch dann irgendwann von dem Gewinn aus den TV-Einnahmen und den zig Filialen der Garküchen, die begeistert von diversen Deutschen u.a. aufgesucht werden, ne Protzwohnung im Protzbau der Verwandschaft und nervt sie jeden Tag, wenn Ihr im Garküchendress in Euren Porsche, Maserati oder Jaguar steigt oder noch besser in den daneben geparkten Garküchenlieferwagen, auf dem das Bild einer breit grinsenden S. prangt. ;-) Natürlich fahrt Ihr nicht selbst. Ein Chauffeur lenkt den Lieferwagen, während Ihr drei in die Kamera grinst. ;-) Ihr werdet vlt. sogar den Tourismus nach T. ankurbeln, mit Eurer Garküchendoku und zu Nationalhelden werden. ;-) Du wirst merken: S.s Wut auf einen gewissen Koll. und einen gewissen Teil der Verwandtschaft wird sich ins Gegenteil verwandeln... ;-)

-> Eine ganz tolle Idee, das mit der Garküche! ;-)

Mr. ? hat gesagt…

Selbstständigkeit!? Soll doch deine Frau einen Handwerksbetrieb aufmachen und du eine eigene Hi-Tech dingsbumscompany...ja...irgendwas mit Computern halt.

Problem--->gelöst ;-)

Xinxi hat gesagt…

Hey, das kenne ich! Weit nach Mitternacht haben Taiwanesen immer so einen Energieschub. Meistens klappern sie dann schuldgefühlauslösend mit irgendwelchen Kästen oder Flaschen.

"Ludigel" hat gesagt…

Oh ja, ich hasse das. Liegt aber wohl auch an den langen Arbeitstagen. So wir muessen noch die Turnwand für Junior zusammensetzen, die ich auch China bestellt habe. Freitag 22.35 Uhr. Grrrrrrrr......