Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, Februar 27, 2014

Deutschland, Taiwan, Gewalt auf der Straße

Manchmal bin ich nicht unfroh, dass unser Junior in Taiwan aufwächst

Wenn man Deutschland und Taiwan vergleicht, kommt man jedenfalls als Deutscher oft zu wenig Schmeichelhaftem für Taiwan. Straßen zu voll, Verkehr zu chaotisch, man meckert vielleicht über zu legeren Arbeitsstil den eigenen Maßstäben nach und schüttelt den Kopf über Tierquälerei oder dergleichen. In anderen Fällen schneidet allerdings Taiwan deutlich besser oder gar besser als Deutschland ab, sogar gemäß meinen sicher deutsch geprägten Kriterien. Die sicheren Straßen Taiwans sind da ein ganz großer Punkt. Zwar schneidet Taiwan in Sachen Mordrate (Mord und Totschlag war wohl in der letzten Statistik gezählt, die ich gesehen hatte) üblicherweise schlechter ab als Deutschland, aber den höheren taiwanischen Wert erklärt man sich im Allgemeinen mit Gangsterbanden-Auseinandersetzungen, von denen normale Bürger wenig mitbekommen. Offenbar hat hier öfter mal ein die Rotlichtbars (die wenige sind und sich an einheimisches Publikum richten!) kontrollierender Angestellter aus dem Mittelmanagement einer Runde "ehrenwerter Herren" eine Auseinandersetzung mit einem anderen Teamleiter oder der Konkurrenz, die dann manchmal zum Gebell der Straßenhunde unter fahlem Mondlicht auf einem Wellblechfabrik-Hinterhof ausgetragen wird, mit Pistolen und Messern.
Taiwans Straßen sind jedenfalls friedlich, auch in Barackenvierteln (deren Anwohner oft neue silberne Toyotas fahren) herrscht nächtlicher Friede, niemand überfällt einen oder dergleichen.

Ludigels Nachbarschaft, über allen Dächern ist Ruh

Was müsste Taiwan passieren um das zu ändern? Etwa könnte sich Taiwan um weniger Steuerung der Einwanderung bemühen oder etwa eingeladenen Fabrikarbeitern aus fremden Kulturen wie Indonesien oder den Philippinen, die Langzeitperspektive eines Langzeitaufenthaltes in Taiwan bieten. Das würde dann sicher die eben beschriebene Situation ändern. Denn Menschen aus ärmeren Ländern, die vielleicht auch strenger religiös sind - und eine andere Religion haben - haben oft eine größere Anzahl von Hühnchen, die sie mit irgendjemanden rupfen wollen. Aus Frust oder weil die Einheimischen sowieso Fremde sind, die mehr haben oder weil man das daheim auch so regelt. Schon wären dunkle Ecken oder gar Bahnhöfe und Discobesuche nicht mehr so friedlich, wie sie sind.
Tut Taiwan aber nicht, Taiwan kaserniert seine "fremden" Fabrikarbeiter, worüber sich eben dieses Blog auch schon aufgeregt hat, schau her wie widersprüchlich ich bin.

In Deutschland ist das alles anders, Deutschland hat sich längst entschieden ein relativ offenes Einwanderungsland zu sein. Bei jedem Besuch erlebe ich die Bevölkerung meiner Heimatstadt diversifizierter, warum auch nicht. Nein halt, Deutschland ist kein Einwanderungsland, sagt immer die CDU und lehnt mit diesem Argument die Steuerung der Einwanderung ab.
Die aufgenommenen Einwanderer stimmen freilich mit den in Richtung Deutschland gehenden Füßen ab und es kommen nicht nur Facharbeiter, gesuchte Pflegekräfte, Ärzte oder Ingenieure, sondern natürlich auch viele Glücksritter, die ja eh immer leichter ihre Umhängetasche packen. Und die haben Kinder, die in der Fremde großwerden und nach den elterlichen Maßstäben erzogen werden.

So ist Taiwan eher eine Monokultur, Deutschland hingegen ein Einwanderungsland, was besser ist weiß ich auch nicht. Während ich darüber nachdenke genieße ich die Sicherheit von Taiwan. Und klar, ein Herr Cihan A, der im Bus mit offen bekannter Tötungsabsicht seine bewaffneten Freunde zusammenruft irgendwo in Deutschland, dann einen Schlichter (der also Streit schlichten will) von hinten angreift, bewusstlos tritt und dann weiter auf ihn eintritt und seine Freunde den Bewusstlosen dann töten, der ist in Deutschland nicht richtig verantwortlich für seine Tat. Wie sollte er auch? Man weiß ja nicht, wer von seiner bewaffneten Truppe das Opfer (der deutsche Vorname des Opfers ist sicher reiner Zufall) letztendlich getötet hat.

Ich weiß es auch nicht. Und schüttele hier beim Frühstück den Kopf und mir zieht mal wieder das Wort "Blödland" durch den Kopf, das in meinen Gedanken immer öfter das alte Wort "Taiwahn" ersetzt hat, sich aber auf die alte und nicht die neue Heimat bezieht. Die üblichen Kommentare die man zu solchen Gedanken aus Deutschland bekommt, würden einen als Rechtsradikalen verleumden. Worüber ich wieder nur den Kopf schütteln könnte.
Ist aber nur nachrichtenlesendes Kopfschütteln meinerseits, das macht ja eigentlich jeder Mal beim Frühstück und der Zug zum Ändern wäre sowieso längst abgefahren.
  

Keine Kommentare: