Dieses Blog durchsuchen

Donnerstag, Oktober 17, 2013

Steinmeier ein Plagiator?

Spiegel-Online stellt Frank-Walter Steinmeier praktisch als Plagiator hin (http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/doktortitel-plagiatsjaeger-von-vroniplag-erhoehen-druck-auf-steinmeier-a-928287.html). Ich habe mir mal die Arbeit gemacht, dem Vorwurf exemplarisch nachzugehen.

Der SPIEGEL-ONLINE - Artikel listet die S.185 als schlimmes Beispiel für das angebliche Plagiat Steinmeiers auf, bei dem er nur als "Bauernopfer" den Originaltext zitiert habe, sonst aber wörtlich übernommen habe. Doch was steht wirklich auf S.185 seiner Arbeit?

Sehen Sie selbst nach: http://de.vroniplag.wikia.com/wiki/Fws/185

Auf den ersten Blick scheint alles fast komplett übernommen zu sein, wörtlich! Also eine superdreise Kopie eines Originaltexts? Ich sage nein! Denn gucken wir mal genau hin. Was macht Herr Dr. Steinmeier denn da auf der Seite? Lesen Sie bitte mal genau. Er zitiert die ganze Zeit aus einem Werk, wörtlich, und gibt die Quelle auch immer wieder (als Fußnote, die unten aufgeschlüsselt wird) an. Als Leser habe ich auf der gesamten Seiten also richtig den Eindruck, hier immer wieder fremdes geistiges Eigentum der genannten Quelle serviert zu bekommen, das Frank-Walter Steinmeier offenkundig später als Grundlage für eigene Gedanken verwenden will. Er macht immer wieder klar, dass er sich hier auf den "Preuß" bezieht. Allerdings zitiert Steinmeier nicht ganz akademisch sauber. Es gibt nämlich keine Anführungszeichen, die bei wörtlichen Zitaten da sein müssten. Entweder man erzählt in eigenen Worten nach unter Quellenangabe oder man bringt ein in Anführungszeichen mit Quellenangabe versehenes Zitat bei solcher Übernahme fremder Gedanken.

Steinmeier macht nun eine ungeschickte Sache, er zitiert fast immer wörtlich, weist auch korrekt immer wieder nach jedem Absatz auf den Urheber hin, hat aber nicht die Anführungszeichen. Als Leser wäre ich als dahingehend getäuscht, dass ich denke, hier öfter mal die Umschreibung Steinmeiers von Preuß zu lesen. Stattdessen bekomme ich Preuß im O-Ton. Aber immer wieder ausgewiesen.

Meiner Ansicht nach ist diese angeblich so schlimme Seite einfach ein unsauberer Zitierstil, möglicherweise durch das Diktat entstanden, durch das die Arbeit (von einer Schreibkraft?) getippt worden ist. Als Leser wird man nicht betrogen, man wird fast mit der Nase drauf gestoßen, dass hier wohl Anführungszeichen fehlen vom ganzen Stil her.

Hätte er so getan als habe er sich das alles selbst "ausgedacht", dann wäre es Betrug. Tut er aber nicht. Daher ist diese angeblich so schlimme Seite nur ein unsauberer Zitierstil. Mehr nicht.

Aber die muntere Hexenjagd wird sicher weitergehen. Anmerkung: Ich habe mir nur S.185 angesehen, den Rest nicht. Aber wenn das schon die schlimmste Seite sein soll.... Alles eine Kampagne von Leuten, bei denen das Jagdfieber ausgebrochen ist. Und Hexenjagden verkaufen sich immer gut.


AKADEMISCH GESEHEN: Man nennt unsauberen Zitierstil durchaus "Plagiat", aber es gibt es solche und solche. Akademischer Betrug ist es nicht. Weil der Urheber ja immer wieder kenntlich ist. Meist wird sowas im Vorfeld vom Betreuer der Arbeit beanstanden oder fällt heute bei der elektronischen Kontrolle auf vergessene Quellen auf, schon vor der finalen Abgabe. Wird es hinterher festgestellt, kann es zu Notenabzug oder wenn en masse, so gar zum Durchfallen führen. Ob Steinmeier en masse unsauber zitiert hat, will es nicht prüfen aus Zeitgründen, es scheint aber nicht so. Es ist aber kein akademischer Betrug, wie der eines gewissen Adeligen, den wir kürzlich in der Diskussion hatten mit seiner Doktorarbeit. Der laufend fremde Kapitel und Seiten als die eigenen ausgegeben hat.
Meiner Ansicht nach nichts, was eine Karriere beenden sollte. "Bisweilen stümpferhaft zitiert, aber ehrlich", so würde ich meinen Eindruck zusammenfassen. Jedenfalls nach Ansicht dieser Seite 185, die ja wohl ein Extrembeispiel sein soll. 

3 Kommentare:

Tamasü hat gesagt…

Ganz so einfach ist es mit dem "unsauber Zitieren" aber doch nicht. Eine Promotionsarbeit soll beweisen, daß sich jemand eigene (!) und neue (!) Gedanken gemacht hat, also über bereits bekanntes weit hinaus geht. Daher ist es hier viel wichtiger als in Arbeiten im Rahmen der Ausbildung, klar zu kennzeichen, was fremde Gedanken sind und was eigene. Wenn das "vergessen" wird, ist der eigentliche Sinn der Arbeit in Frage gestellt. Wer das "nicht gewußt" haben will, dem fehlt zusätzlich auch die Reife für einen Doktortitel, weil er/sie offenbar den Sinn der Arbeit nicht kapiert hat.
Kein Wunder, daß sich jede Menge Gedankenherkunftsverschleierer in der Politik wiederfinden, dort ist das Erfolgsvoraussetzung.

"Ludigel" hat gesagt…

Ich verstehe schon Tamasü. Man muss sauber herleiten, nur das macht wissenschaftlich korrektes Zitieren erforderlich. Dann denke ich mir auch, die Leute haben nicht selbst getippt, haben es der Schreibkraft diktiert, schließlich hatte man schon das Landtagsmandat oder sonst was im Blick und hatte keinen Zeit für den Sch... Unikram. Andere müssen selber schreiben und merken, wenn die "..." fehlen.

Nur was ist jetzt die Konsequenz. Guttenberg und Steinmeier gleichsetzen, wo der eine seitenweise kopiert hat und als eigene Gedanken ausgegeben hat und der andere (Steinmeier) eben immer wieder klarmacht, dass der Gedanke vom Autor X (hier immer Preuss) ist? Bei Guttenberg erschien mit ein Rücktritt richtig, weil viele Akademiker das eben als akademischen Betrug hätten bezeichnen wollen, von machpolitischer Hemmung bei Statements mal abgesehen.

Bei Steinmeier erscheint mir der Schritt überzogen.

Im Prinzip ist der Unterschied so:

Herr von und zu G.:

Die Welt ist nicht eckig, nein sie ist rund. So ähnlich dachte schon der berühmte Stammtischphilosoph Adolf E. Prankraz, als er sagte >>Die Welt hat eine eigenartige Form<<^11

11: Pankraz, Adolf E., "Gedanken zur gagaistischen Weltkonstruktion", Huppenschrubber und Flitsch, 1999, S.123

Hier wird also vorgetäuscht, der Gedanke, die Welt sei rund, sei vom Herrn von und zu G. und der Wortlaut des Satzes auch, dabei sind Gedanke und der Worrtlaut von "Pankraz".

Hingegen bei Steinmeier:

Die Welt ist nicht eckig, nein sie ist rund. Die Welt hat eine eigenartige Form ^11

Pankraz macht damit deutlich...

11: Pankraz, Adolf E., "Gedanken zur gagaistischen Weltkonstruktion", Huppenschrubber und Flitsch, 1999, S.123


Wissenschaftlich korrekt wäre:

"Die Welt ist nicht eckig, nein sie ist rund. Die Welt hat eine eigenartige Form"^11

Pankraz macht damit deutlich...

11: Pankraz, Adolf E., "Gedanken zur gagaistischen Weltkonstruktion", Huppenschrubber und Flitsch, 1999, S.123

Ich denke der Unterschied ist größer, als es bei schnellem Lesen den Anschein hat. Der eine tut so, als habe er das selber geschrieben, der andere tut schlimmstenfalls so als ob er subsummiert und nicht zitiert.

Ich würde den einen wohl vom Haken lassen (Steinmeier), den schwereren Fall nicht (von G.)

"Ludigel" hat gesagt…

"Ich denke der Unterschied ist größer, als es bei schnellem Lesen den Anschein hat. Der eine tut so, als habe er das selber geschrieben, der andere tut schlimmstenfalls so als ob er subsummiert und nicht zitiert."

----> Noch mal drüber nachgedacht über den Satz. Man kann bei Steinmeier durchaus ins Schleudern kommen, was nun von ihm ist und was nicht. Also akademisch wertlos. Aber eben doch kein Betrug in dem Sinne. Was anders als bei Herrn von und zu G. ist.

Rückwirkend, wo gleich der Kopf des Politikers rollen würde, sollte man gucken, was richtig frecher Betrug war und was man vielleicht lieber ruhen lässt, obwohl es nichtakademischer Wortbrei ist.