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Montag, April 01, 2013

Rettungsversuch für Wauwi

Beim letzten Besuch im Roadies (Burgerstube eines US-Amerikaners) irgendwo in "Longtan", sind die Fotos unten entstanden.

Eine recht hübsche Gegend um einen See herum ist es dort, wo das Roadies in einem der zahlreichen "Longtan" genannten Dörfer und Städtchen liegt. Ortsschilder gibt es in Taiwan nicht, so genau weiß man also nie wo man wirklich gerade ist.

Die Natur lädt scheinbar idyllisch zum Spazierengehen ein.

Vorbei geht es an der Reihe aus Nobelreihenhäusern, über die ich schon mehrfach berichtet habe und von denen wohl eines mittlerweile verkauft ist. Sie stehen seit vielen Jahren leer und ihr Preis hier auf dem Lande ist mittlerweile von 32 Millionen NT auf 50 gestiegen - durch 40 in Euro.




Ein stolzer Preis, wird die Landschaft hier wie fast alles Grün nahe den Siedlungen Taiwans doch als Schutt- und Hausmüllabladeplatz benutzt. Schon ganze Schrankwände habe ich hier schon fotografiert und auch hier im Blog irgendwo abgelichtet. Ich wollte noch mehr von den Müllhaufen fotografieren, denn um mich herum gab es den Anblick etwa verzehnfacht, da standen Frau, Kinderwagen und ich plötzlich in wildem Gebell. Wir hatten nämlich einen quer auf der Fahrbahn liegenden Baum passiert und standen in einem kleinen Rudel Straßenhunde, das dort logierte.


Gerade wegen unserem Junior verzogen wir uns möglichst schnell. Herangezoomt beim Rückzug sieht man noch einen wütenden Fido vorne durch das Geäst des Baumes springen. Ist kaum zu sehen wegen der schwarzen Farbe - direkt im Vordergrund. Hinten steht der Rudelchef im Bild.

Wir hatten vorher dem einen kleinen Kläffer im Unterholz keine Beachtung geschenkt und staunten daher nicht schlecht, plötzlich in Mitten einer kläffenden kleinen Meute zu stehen, die sich hier schon teilweise in die Büsche geschlagen hat.

Waren wir nun wirklich in Gefahr? Nein, waren wir nicht wirklich. Straßenhunde in Taiwan haben längst gelernt, dass es nur üble Konsequenzen hat, sich mit Menschen anzulegen und wollen nur ihre Ruhe haben. Allerdings hatte unser plötzliches Auftauchen mitten im Lager des Stammes Canis schon die Gefahr mit sich gebracht, einen Angstbiss einzufangen, das will ich nicht leugnen. Der Rudelchef, hier im Bild, war allerdings ein ruhiger, souveräner Rüde, er so leicht durch nichts aus der Ruhe zu bringen war - entsprechend war auch das Rudel schnell recht entspannt und beobachtete das weitere Geschehen aus dem Unterholz, während der Chef souverän seine Stellung hielt. Auch eine gleich aussehende Gefährtin hatte er noch, die jedoch später, als ich noch einmal zurück kehrte, vor mir mit in Deckung ging.

Auch ohne Tele (das lag zu Hause) wollte ich der geneigten Leserschaft nicht die Berichterstattung vorenthalten, daher musste ich mit dem 28-80er auf Kleinbildformat halt etwas näher ran. Außerdem hatte ich mir mittlerweile vom Roadies zwei Hundeleinen mitgenommen. Sam, der Roadiesbetreiber, selbst aktiv in Sachen Hunderettung, hatte nämlich auch schon versucht, die zwei großen hübschen Weißen zum Mitkommen zu überreden, weil er sie wohl vermitteln könne. So redete ich mit Engelszungen auf die Hunde ein, sie wollten aber partout nicht mitkommen. Am Ende zog sich auf der Leitrüde majestätisch würdevoll ins Unterholz zurück und drehte mir den Rücken zu.

Hier beobachtete mich die Leithünding. Ich hatte sie zum Schluss mit Engelszungen so weit, dass sie anfing, auf mich zu zu kommen. Da raste ein aufgemotzter Mercedes mit frech hoher Geschwindigkeit an uns vorbei, dass uns vier und zwei Beinen die Steine um die Ohren flogen. Ich bekenne mich hier ganz politisch unkorrekt dazu, dass mir Hunde beiderlei Geschlechts ins Taiwan der angenehmste Umgang sind. Männliche Taiwaner kommen da auf weit hinteren Plätzen. Ist nun mal so, verlangen Sie nicht von mir dass ich lüge. Ich erlebe die Herren hier meist am Steuer eines Autos und da sind sie nun mal eine Landplage.


Müll und Straßenhunde - beides gehört unwiderruflich zu Taiwans Landschaft nahe der Siedlungen dazu und soll daher auch hier im Blog nicht verschwiegen werden. Wer sich zurückhaltend verhält (und nicht gerade wie ich mit der Kamera mitten im Rudel steht, grins) hat von den Straßenhunden aber nichts zu befürchten, er sei denn er zeigt Angst, rennt weg oder hebt Knüppel auf. Oder bewirft Straßenhunde mit Steinen. Taiwaner werden wohl immer mal wieder gebissen.

Wer genau hinsieht, erkennt eine kleine aus Abfall gebaute Hütte, die das Rudel bewohnt und auch frisches Hundetrockenfutter fand sich dort. Irgend jemand versorgt also die Hunde. Hunderetter bauen durchaus solche Baracken für aufgefundene Straßenhunde und füttern sie dort, bis sie irgendwann die Hunde, wenn das Geld da ist, zum Durchchecken zum Tierarzt bringen und dann kastriert nach Kanada oder sogar den USA verschicken, in Zusammenarbeit mit einer überseeischen Tierschutzorganisation. Oder auch einfach an irgendjemanden dort schicken, manchmal auch nach Deutschland. Manchmal landen dann die Hunde auch bei Leuten, die sie an Tierversuchslabore weiterverkaufen - ohne Wissen des taiwanischen Hunderetters!

Taiwanische Hunderetter sind übrigens fast immer Frauen. Wie dem auch sei, ich verstehe die Hunde schon. Solange keine Krankheiten gravierend den Hunden zusetzen, leben sie da ein freies Leben am Waldrand, wenn sie auch noch gefüttert werden. Schöner als bei Ah Huang an der Kette als Hofhund, da besteht kein Zweifel. Sind es Schlittenhunde, die beiden Großen? Oder Akita Ainus, wie Sam meint? Letztere wären den Schlittenhunden in der Tat verwandt (ein japanischer Hund, bekannt als "Hund der Samurai").

P.S:: Einst hatten Frau und ich eine eigene Straßenhundrettung, Stray-Dogs.org, deren Aktivität in ersten Linie darin bestand, die Auslandsverschickung von Hunden zu koordinieren, damit die Hunde wenigstens in die richtigen Hände kommen. Seit einiger Zeit ruht die Org aber aus zeitlichen und personellen Gründen.

EDIT: Wieder kein Aprilscherz... Nur so als Hinweis anlässlich des Datums.

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