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Montag, Dezember 12, 2011

Essen macht Krach

Wieder am Wochenende, "D-d" (sprechen die so hier), der Kumpel meines Lieblingsneffen weilt wieder zur Essenszeit bei Schiegermutter, vom Neffen keine Spur. Siebzehn ist er, hat teure Lederjacke und modische Frisur und übersetzt sich hoffentlich nicht dieses Blog, der arme Kerl. Also kaufe ich ihm auch einen Pott Nudeln vom "Italiener" an der Ecke, wie alle in der Familie bestellt er sich Nudelsuppe mit Ekelfisch und Shrimps. Ich esse immer Spaghetti Carbonara, alles andere da hat entweder 90% Knoblauch in der Sauce, Sellerie (gegen den ich allergisch bin) oder Fischzeug drin. Nun haben seine Eltern wenig Geld und daher geben wir ihm Essen mit, Schwiegermutter füllt ihm metallene Töpfe, das sehe ich ja alles ein. Arbeiten neben der Schule ist halt Arbeit und wir alle mögen ihn ja so gerne, wer will nicht wildfremde 17jährige füttern, von mir aus. Dann geht es wieder los, er saugt die Nudeln so geräuschvoll an, dass drei bis vier Borstenviecher dabei auch nicht mehr Krach machen würden. "Er ist ja Taiwahner, die machen das hier so", erinnere ich mich, froh dass er nicht auch furzet und rülpset wie man das hier ja auch bei Tisch darf. Und immerhin hat er seine Nase nicht ins Essen geklappt, wie bei einer alten Firma mal mein Chef, immer dann wenn ausländische Gäste da waren. 5000 Jahre Kultur, die man hier immer wieder unter die Nase gehalten bekommt, lassen vor lauter "wie man eine Erbse kunstvoll auf die Stäbchen nimmt und dabei Lao Zhi rezitiert auf einem Bein" eben keine Zeit für geräuschloses Essen, es claro.
Dann passiert das unvermeidliche, die heißen Nudeln bringen seine Nase zum Laufen. Es musste passieren. Der Kerl, dem seine Frisur so popstarmäßig ins linke Auche klatscht, fängt dann nach taiwansicher Art an, bei Tisch sein Nasensekret geräuschvoll wieder in den Nebenhölen zu saugen. Ich war schlagartig satt, auch wenn ich noch etwas lustlos im Wohnzimmer weiter gegessen habe, das Schlürfen und Hochziehen bis dahin hörend.

Zu männlichen Taiwanern halte ich gerne Sicherheitsabstand, das gebe ich gerne zu. Kurze Zeit später stand ich stinksauer im Fahrstuhl, da steigt eine junge Frau ein, spricht mich errötend an wo ich her komme etc, mit großen Augen wie ein Cartooncharakter und so bildhübsch, als hätte ich sie mir zwischen dem zweiten und vierten Stock ausgedacht.

Gut gelaunt steige ich im siebten Stock aus. Doch ganz nett die TaiwaNESEN.

;-)

Jaja, ich habe nicht geflirtet sondern nur Fragen beantwortet, großes Ehlenwolt!

EDIT: Die Frage stellt sich, was seine Eltern am Samstagabend gegessen haben. Wahrscheinlich saßen sie zu Hause bei importiertem japanischem Kobe-Rind und Kerzenschein und genossen die Ruhe.

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