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Dienstag, Oktober 11, 2011

WENDEL! NEUES RESTAURANT!

In "Wendel's (Bakery &) Bistro", eigentlich ein richtiges und schönes Restaurant mit Wirtshausatmosphäre in Taipei (http://www.wendels-bakery.com/) bin ich immer sehr gerne gegangen, nenne das schöne Lokal auch "deutsche Botschaft", eine offizielle gibt es ja in Taiwan nicht und das "Wendel's" eignet sich immer gut, um westliche Lebensart etwa auch finster dreiblickenden Kollegen aus der VR-China zu vermitteln, die mit irgendwelchen politischen Aufklebern auf der Kladde demonstrativ im taiwanischen Hauptquartier ihres Unternehmens sitzen. Groß war also meine Freude, als eine neue Zweigstelle in unserem Stadteil NeiHu aufgemacht hat und gingen sogleich hin. Merkwürdig, eine Tischbestellung war im Voraus nicht möglich, mon dieu, da prangten die Zeichen kommenden Unbills an der Wand.
Während ich den Wagen parkte rief mich meine Frau schon auf dem Handy an. SCHNELL SCHNELL, KEIN PLATZ, SCHNELL BESTELLEN! Mit großer Hektik, abgesehen von einem schnellen Foto eines benachbarten Cafés, das Café als "Kaffe" geschrieben hatte (mal was anderes als die sonst übliche Schreibweise "Caf 'e" mit das E abteilendem Apostroph), rannte ich dem neuen Wendel's entgegen. Drinnen empfing mich eine riesige Halle, in der ein leckerer großer Brot- und Kuchentresen zu finden war, ideal für den Außer-Haus-Verkauf und verblüffenderweise musste man gleich vor dem Eingang an der Kasse auch die komplette Restaurant-Bestellung aufgeben und bezahlen. Danach musste man selbst einen Tisch suchen und hier lag das Problem, das obere Stockwerk war noch nicht freigegeben und ein taiwanischer Familienclan hatte seine 8 Kinder vorgeschickt, um sämtliche freien Tische im Restaurant zu besetzen, so dass meine Frau in Panik war, keinen Platz mehr zu bekommen. Schließlich ließen uns die Eingeborenen, die das deutsche Lokal mit höherer Effizienz besetzt hatten, als Chiang Kai Check sie jemals an den Tag gelegt hatte, doch noch einen Tisch, direkt neben ihnen. Wir hatten glaube ich Flammkuchen und einen Bratwurstteller und ich einen halben Liter Krombacher, aber so genau weiß ich das alles nicht mehr. Denn nach Art der Einheimischen quasselten von dem Familienclan neben uns alle gleichzeitig durcheinander, die Herren klirrten mit den Biergläsern und warfen sie um, die Stimmen lauter und lauter und schwer von dem einen Bier, die Frauen kreischten hektisch dazwischen und die Kinder schrien noch lauter, alle schienen furchtbar nervös und schienen sich auf dem fremden, von ihnen okkupierten Territorium unsicher zu fühlen. "Low class", sagte meine Frau. Unwillkürlich angesteckt von der Hektik am Nebentisch und sich duckend, wann immer dort die Gläser klirrten, schaufelten wir unser Essen hinein, bekamen noch Kuchen als Zugabe vom Personal, das wohl mit uns Mitleid hatte und verließen dann in wilder Flucht das Lokal.
Auch im Hauptquartier von Wendel geht es ja lebendig zu, aber ich glaube es waren die Zwischendecke und die steinernen Wände der Zweigstelle, die eine so harte Schallreflexion erlaubte, dass es irgendwie eine unangenehme Atmosphäre war. Und dass sich die Gruppe selbst beim Geschirrtresen bediente, saubere Teller an ihren Tisch nahm und zehn Minuten später wieder zurückstellte war auch irgendwie unangenehm, waren die Teller wirklich noch sauber? Hier lobe ich mir selbstbewusstere "Oberinnen und Ober", die wilde Gäste auch mal in die Schranken weisen.
Aber letztlich kann niemand etwas für die wilden Gäste, die nun mal einen Lokalbesuch für andere schwierig machen können und das Essen war wirklich gut, mit ein paar Cola lies sich zu Hause das Magendrücken ob des zu schnell in mich rein geschaufelten Essens wieder beseitigen und wir werden einfach in Zukunft wie immer ins Hauptquartier von Wendel fahren. Die nahe Zweigstelle ist schön zum Brotkaufen allein.

Auf der Heimfahrt immitierte meine Frau dann die taiwanische Gruppe.

ANYONE FOR COFFEE? NO?
OR BEER? GERMANY VERY FAMOUS FOR BEER!
ONLY ONE MORE BEER? ARE YOU SURE?
GERMANY FAMOUS FOR BEER!
SAUSAGE? HOOOOWWWW MMMMAAAAANNNNNYYYYY SAUSAGE YOU WANT?

Gottseidank war es zu laut, als dass meine Frau meinen Spruch über die "5000 Jahre Kultur", die man in Taiwan immer wieder für sich reklamiert, nicht mitbekam, hust.

P.S.: Für zwei Personen 1500 NT, ein Restaurantpreis in Taiwan (etwa 36 Euro), aber hier mit Food-Court-Atmosphäre wie in der Kaufhalle, wie meine Frau noch im Auto analysierte.

2 Kommentare:

Karl hat gesagt…

Wendels in Neihu ist offen? Muss ich mal ausprobieren denn bisher bin ich zu dem in der Innenstadt gegangen.
Was Brot und Brötchen betrifft - Brot ist okay in Wendels die Brötchen so so und die Croissants na ja. Gutes "deutsches" Brot gibt es auch bei Oma Ursel in der Nähe von Aigou. Croissants bei "Chez Paul" sind definitiv besser. Was Bier betrifft so ist GB meine erste Wahl auch wenn es eine amerikanische Brauerei ist aber ich mag das Märzen dort sehr :-). Als ich letzten dort war habe ich mich über die merkwürdige Farbenkombination an den Wänden gewundert und gefragt was das denn bedeuten soll - es wäre Oktoberfest und das sein die Deutsche Fahne. Merkwürdig, ich hatte die anders in Erinnerung als die Rot-Schwarz-Gold welche dort mindestens 10 mal an den Wänden hing.

Miri hat gesagt…

;-D