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Mittwoch, September 14, 2011

Ausflug ins Bierreich

Am Wochenende kam ich beim Anblick der grünen Bergflanken, die von meiner Wohnung aus sichtbar sind, so auf den Gedanken, mal wieder einen Ausflug zu machen. Schalte also voller Tatendrang den Ventilator aus und will meine Kamera schnappen, da ....  da verließ mich auch der Tatendrang sofort wieder, denn heiße schwüle Luft schwappte wie ein fauliger Teppich, der einem auf dem Dachboden vom Schrank auf den Kopf fällt, über mein Antlitz und mir blieb nur die sofortige Flucht vor die Klimaanlage. Und erstmal geduscht, weil ich nass wie ein nasser Hund war. Oder nasser Expat, je nach dem.
Also schnell meine Frau angerufen und ihr gesagt, sie würde mich doch als Notfall-Standby für unseren neugeborenen Junior brauchen, falls ihm bei Schwiegermutter irgendwas pressiert. "Natürlich" sagte sie und ich atmete erleichtert auf, ich konnte also nicht weg. Dann zog ich noch einen Ausflug auf die Dachterrasse in Erwägung, entschied mich dann aber doch tapfer für einen Gang nach China. Oder genau gesagt zum chinesischen "Wellcome" (sic) - Supermarkt bei uns in der Nähe. Waschechte Chinakette, sieht man schon am Schreibfehler im Namen. Dort war mir unlängst ein "Breda Pils" aufgefallen, das in der Dose angeblich aus Braunschweig kommen sollte und so strebte ich durchnässt und ein munteres Liedchen ("Oh Carolina, for you I'd even take an Ocean liner, to China....")  summend den Wellcome-Legastenikermarkt an.

Dort gab es zwar kein Breda mehr, dafür aber ein "Belgian Beer" namens Martens 1758. Na wenn das nicht authentisch klang. Trotz widerwärtiger Plastikflasche. Und chinesischen Schriftzeichen auf dem Etikett. Nichtsdestotrotz erwarb ich mutig zwei der Biere und machte mich wieder auf den langen Weg in meine Wohnung, um mir dann abends genüsslich ein "Belgian Beer" des Typus "Martens 1758" einzuschenken.

Bier mit Chinaschriftzeichen aus Plastikflasche? Ich entschloss mich also dazu passend den "Hello-Kitty-Tweety"-Bierstiefel meiner Frau zu verwenden, siehe Bild. Das Martens schmeckte irgendwie wie ein Tsingtao-Bier, aso gar nicht mal schlecht, so schön kalt im Glas etwas süßlich und ein bisschen herb, also ganz passend zu einem heißen Sommerabend am südostasiatischen Rand der Weltscheibe.

Nur als das Bier im Stiefel langsam warm wurde war Schluss mit Köstlich, jetzt war es mir zu sehr Gummibärenwasser. Aber warmes Bier schmeckt sowieso grauenhaft, letztlich muss man ein Martens also kühl genießen, dann fließt es locker und leicht die Kehle herunter. Schnell ergoogelt, was es denn mit dem Plastikmartens auf sich hätte. Prompt bezeichnet es irgend jemand im Internet als Shanghai-Fälschung eines belgischen Bieres - sofort verspüre ich Magengrummeln. Dann wieder lese ich die sonst primär im Private-Label-Geschäft tätige Martens-Brauerei aus Belgien (Private Label heißt ihr Bier steht sonst im Supermarkt als Hausmarke-Bier) habe mit dem taiwanischen "Far Eastern" oder "Far East" oder was auch immer Konzern eine Brauerei in Shanghai aufgemacht und "Martens 1758", das Jahr der Brauereigründung in Belgien benennend, eine eigene auf den chinesischen Geschmack zugeschnittene Marke entwickelt. Also doch keine Fälschung, Magengrummeln prompt wieder weg.

Ein echtes taiwanisch-chinesisch-belgisches Bier von deutschem Gaumen aus dem Hello-Kitty-Glas in Pseudochina (Taiwan) genossen, alles in bester Ordnung. Das zweite habe ich erst einen Tag später getrunken, bei so viel China im Bier bin ich vorsichtig. Keine Nebenwirkungen verspürt, alles paletti hello kitty.

2 Kommentare:

Miri hat gesagt…

Ein Hello-Kitty-Bierglas. ;-D Hello-Kitty ist hierzulande bei den Mädels vloll "en vogue", aber so ein Bierglas habe ich noch nicht gesehen. Dafür bieten die Chinesen gerade den klammen Europäern Finanzhilfe gegen Gegenleistung an. Ein Kommentar gerade auf FB: "Wenn sie nicht nur die USA finanziell in der Hand haben, sondern auch noch Europa, dann besetzen sie Taiwan." Immer diese Nörgler und Pessimisten... ;-) Vlt. kaufen die Chinesen ja auch noch irgend eine insolvente Brauerei, die trotz des Brauens von gutem Bier insolvent geworden ist und holen das Zeug dann nach Asien. Bei den Spaniern und den Tomaten und bei den Briten und dem Tee hat es ja z.B. auch einst geklappt... ;-)

Robert hat gesagt…

Gabs auch des Öfteren im Family Mart das Bier - war aber meist ausverkauft in Taipei (auf dem Lande in Guanyin eher nicht) und musste man sozusagen "jagen" gehen ^^. Da es doch eine willkommen Abwechslung zum Standardangebot dar stellte. Besser ist nur, wenn mal Beer Festival bei 7-11 ist ;)