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Montag, Mai 30, 2011

Gift-Schock: Taiwan und die Brunnenvergifter

Dieser Tage geschehen merkwürdige Dinge. Norddeutsche essen ihr Schnitzel nur mit Pommes und lassen den Salat zurückgehen (wegen des wenig witzigen Angriffs der spanischen Killertomaten) und ich habe gestern im Roadies (http://www.roadiescafe.com.tw/) meinen schon fast bestellten Tequila Sunrise in einen Long Island Tea umgewandelt, weil Cola mit Gin, Vodka und Rum irgendwie gesünder klingt als ein Drink mit Orangensaft. Hintergrund ist die Verseuchung fast aller Getränke, Marmeladen, Marmeladengebäcks und sogar von Medikamenten mit Flüssigkunststoff (http://bobhonest.blogspot.com/2011/05/soft-drinks-in-taiwan-hoch-belastet.html), der statt Palmöl als Verdickungsmittel genommen wurde. Auch Orangensaft soll, wenn er im Glase ohne das falsche Palmöl sei, längst nicht so schön orange leuchten wie der industriell gefertigte O-Saft hier immer im Glase scheint. Sport- und Milchgetränke und auch Milch selbst sind betroffen, die Taiwanesen haben sich so gut wie alles plastiniert. Verzweifelt stand ich im Supermarkt an der Milchtheke, mir dürstete nach Milch und Joghurt, es gab aber nur Plaste und Elaste aus dem Taiwahn, Fling Wongs Plastiksoße mit Kuh drauf und Hong Lungs Plastikcreme mit roten Kunststoffspänen alias Erdbeerjoghurt. Also muss ich wohl in Zukunft meine deutschen Kalziumtabletten schlucken, denn auch in Vitaminpräparaten ist der Plastikkleber drin.

 Plaste-Versorgungsstation in Taiwan

Die Leutchen sind mittlerweile verhaftet, die Palmöl durch Plaste und Elaste ersetzt haben und haben wohl die Todesstrafe zu erwarten. Schwangere Frauen hier haben die zwölffache Konzentration der Plastizide in sich getragen als US-amerikanische Frauen, wurde irgendwo berichtet. Das fruchtschädigende Zeug soll zu Missbildungen geführt haben, ein Säugling mit zu kurzem Penis wurde in den Medien genannt - auch wenn man im Einzelfall die Ursache wohl nicht wird beweisen können. Die Taiwanesen sind aber so sauer, die legen die Verursacher aber trotzdem um denke ich, von wegen Beweisnot.
In der Familie meiner Frau war neulich eine Geburt wo dem Kind der Darm missgestaltet war, es konnte operativ korrigiert werden (Darmausgang fehlte), die Schwester meiner Frau hatte schon vor Wochen geschimpft, lange bevor der Skandal bekannt war, dass die Mutter immer Softdrinks während der Schwangerschaft getrunken habe, was man nicht tun solle. Interessant, wie die Instinkte hier die Laboranalyse vorweg nehmen.
Auch Tee an den zahlreichen Frühstücksbuden und Straßencafés ist betroffen, zeitweilig konnten die richtig Kasse machen, weil Leute von ihnen statt aus dem Supermarkt gekauft haben, aber heute morgen die Nachricht, auch deren Produkte seinen plastiniert.
Statt Erschießen hätte ich einen Alternativvorschlag, die Unternehmerbande als Mahnmal des Raubtierkapitalismus in Kunstharz eingießen und vor dem 101-Hochhaus in Taipei ausstellen. Oder wie wäre es mit "lebendig plastiniert" von diesem eigenartigen Leichenplastinierer aus Deutschland?


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Und wie vormals bereits bemerkt, unzählige junge Frauen hier in Taiwan haben Probleme Kinder zu kriegen, wir haben es von unzähligen Kolleginnen gehört in der Firma, die Leute rennen zu buddhistischen Wunderheilern und teuren Privatärzten, um sich behandeln zu lassen. Wir auch, eine wahre Odyssee der magischen Pülverchen und veritabel rülpsenden Priester und Wunderheiler haben wir schon hinter uns. Und die Tabletten, die meine Frau vom Privatarzt bekommen hat, haben auch das Plastik als Bestandteil, das einerseits Empfängnis erschwert durch das Klebemittel und andererseits durch die Inhaltsstoffe fördern soll.

Taiwan ist vielleicht ein Musterbeispiel, wie die Menschheit dereinst aussterben wird. Nicht durch Meteore oder Sturmfluten, sondern durch Gift im Essen, das unfruchtbar macht.

Wenig erheiterndes heute Morgen. die Geschäfte sind alle noch genauso voll mit Softdrinks und Plastikjoghurt wie eh und je. Im Fernsehen zeigten sie, dass Industiejoghurt hier im Taiwahn nur ein wässriges Zeug wäre, das kein Mensch verzehren würde. Diverse Beigaben, unter anderem eben flüssiger Kunststoff, haben ihn erst cremig gemacht. Lecker! Die Regierung hat die Großhändler aufgefordert, Produktrückruflisten zu machen. Das klingt so, als sei es freiwillig, Firmen sollen (will sagen: können wenn sie wollen) die Plastikfreiheit ihrer Produkte nachweisen. Aber mich erstaunt wie die Leute einfach ihren gewohnten Tee aus dem Regal nehmen und ein Joghurt dazu, als ob nix gewesen sei.

Taiwanschokoriegel lasse ich in Zukunft auch weg, kaufe nur noch Importware, bei dem Zeug fand ich schon immer, dass die Chemie durchschmeckt. Mein Twix am Wochenende hatte Made in RUSSIA auf der Packung, da kann ja nix schief gehen.

Grüße aus dem plastinierten Osten,

Ludigel


http://taipeitimes.com/News/front/archives/2011/05/30/2003504506
(Nach diesem Artikel klingt es so, als ob nicht nachweislich flüssigplastikfreie Produkte aus den Regalen verbannt würden. Aber in Taiwan werden Vorschriften i.A. nicht so streng gehandhabt wie in Mitteleuropa, daher bleibe ich skeptisch).

Ältere Artikel weisen z.T. stark ansteigende Krebsraten in Taiwan in den letzten Jahren aus. Der Flüssigplastikstoff DEHP erschwert nicht nur die Empfängnis und ist leibesfruchtschädigend, er ist auch krebserregend:
http://www.earthtimes.org/articles/news/336684,plane-crashes-saudi-arabia-280-cent-blames-betel.html
http://www.taipeitimes.com/News/taiwan/archives/2008/04/12/2003409054

Vorheriger Bericht: http://bobhonest.blogspot.com/2011/05/soft-drinks-in-taiwan-hoch-belastet.html

7 Kommentare:

Miri hat gesagt…

Ja und die knackigen braungebrannten Spanier (vermutlich Messegäste) eben am Nachbartisch auf der Außenterrasse des C.M. am Maschsee aßen ungeniert jede Menge Salat zum Schnitzel (und die auf der Außenterrasse versammelten TeutonInnen aßen zu allem Überfluss auch begeistert ihren Salat). ;-D

"Ludigel" hat gesagt…

Die Spanier aßen kanckigen Salat... ah.... die knackigen Spanier aßen Salat. Ach so. Ja, in Norddeutschland ist das jetzt verwegener als Bungee Jumping oder wie das heißt. Hatte gestern drei Puddings gegessen, wohl Kalzimentzug. Und das Wissen, das es verpönt ist, macht es irgendwie spannender....

"Ludigel" hat gesagt…

Kalzium haben die bestimmt aber längst durch zerriebene Toilettensteine ersetzt.... würg. Gacker. Vellückte TawaHnsinnesen...

Miri hat gesagt…

;-D

Ja die Spanier waren echt knackig. :-) Wir TeutonInnen sind ja eher wabbelig. Vlt. liegt es an der Ernährung. ;-)

Pudding: Die chin. Mutter im Freundeskreis tut sowieso immer so als seien Limo und Milchprodukte der allerletzte Müll, was macht da also noch das bißchen Plaste/zerriebener Toilettenstein... Man gönnt sich ja sonst nichts. ;-)

Calciumtabletten sollen übrigens auch gar nicht gut sein. Zu viel Calcium im Blut bewirke, dass der Wert von 1,25 D (Stufe des Vit. D)im Blut heruntergeht usw. Geh lieber öfter in die Sonne und iss Sprossen, die kann man sogar auf der Fensterbank züchten... ;-)

Interessanter Kommentar eines HUS-Überlebenden heute früh im Radio: "Was ich gegessen hatte, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr. Wir sind immer und immer wieder alles durchgegangen. Ich weiß es nicht. Aber ich kann zumindest ausschließen, dass ich Gurken gegessen habe. Die mag ich nämlich nicht..." Ab und zu sickert mal durch, dass interessanterweise relativ viele Erkrankungsfälle bei Konsumenten eines bestimmten bundesweit agierenden Caterers/Großkantienbetreibers aufgetreten sind. Aber das ist sicherlich alles nur Zufall... ;-)

Miri hat gesagt…

So, jetzt kam gerade die Mitteilung: Die Erregerstämme auf der Gurke und bei den Erkrankten sind verschieden. Dafür fand man neue EHEC-Erreger in MeckPom. Dauert jetzt wieder nen paar Tage bis man Genaueres weiß. Die Presse ist ganz begeistert... Sei also beruhigt, in der Heimat hat man auch keinen Plan von gar nichts und im Bereich des Krisenmanagements und der Lebensmittelkontrolle und der Qualität der Presseberichterstattung haben wir noch sehr viel Potenzial... ;-) Iss ruhig Deinen Pudding, wer weiß, was Dir gerade so alles in D erspart bleibt... ;-)

Miri hat gesagt…

Was bei Euch gibt es an jeder Straßenecke Sushi für umgerechnet 0,20 EUR?!? s. http://www.intaiwan.de/2008/03/06/der-stress-der-schmutz-und-die-fruchtbarkeit/

O.K. nach den jüngsten Ereignissen in Japan vlt. für besonders Ängstliche nicht ohne Geigerzähler zu empfehlen, aber Algen enthalten auch sehr viel Calcium und Sushi ist ja wohl so was von extremst lecker!!!!!! ;o)

Miri hat gesagt…

Sprossen: Jetzt meint man der EHEC-Erreger stamme aus importierten Sprossen. Nein, es waren wohl vlt. doch nicht die Gurken, die Tomaten und der Salat und auch schon gar nicht das Steak medium, das div. der Erkrankten angebl. gegessen haben. Und ergänzt auch gleich, dass EHEC auf Sprossen auch in Asien vor einiger Zeit zu einer EHEC-Epedemie geführt habe. Na ja, nicht umsonst steht auf Sprossenpackungen immer man solle sie vor dem Verzehr waschen und J. und ich essen Unmengen von dem Zeug (auch fertige und mitunter auch nicht nochmal extra gewaschen) und uns geht es blendend, aber ich werde sie jetzt auch lieber wieder auf der Fensterbank züchten und ganz gespannt aufs Sprossentestergebnis der importierten Sprossen warten... ;-)