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Montag, Juli 26, 2010

Naserümpfen über Einheimische (oh schleck)

Sagen wir so, es fällt einem manchmal schwer, nicht die Nase zu rümpfen. Um nicht so viel zu riechen. Wie eben im Taxi. Eine kleine, gelbe, schmale Toyotalimusine, von außen garnicht so schlimm aussehend, drinnen aber mit einem ehr kleinen Fahrer an Bord, der scheinbar keine Zähne hat und mit seinem gummiartigen Unterkiefer immer wieder schmatzend Betelnüsse einwirft. Dieses zahnzerstörende Zeug führt zu einem betäubenden, süßlichen Priem, der das ganze Taxi mit einer nach Speichel riechenden Duftwolke erfüllt, auch weil er immer wieder einen rötlichen Priem in einen Klarsichtbecher spuckt, der entsprechend vor sich hin stinkt. In dem verpeekten Taxi riecht es außerdem noch nach Schweiß, obwohl es dank Klimaanlage kalt ist. Waschen ist wohl auch nicht die Sache des Fahrers. Die ganze Zeit plinst er dann debil zu nach Hinten statt nach vorne zu gucken und redet mit schwerer Zunge, der man die Betäubung anmerkt. Mit Karacho geht es durch die slumähnlichen Straßen aus immer den gleichen schmutziggrauen Plattenbau-Reihenhäuschen mit Läden unten drin und Wohnung oben drüber, zugestellt mit greller Leuchtreklame. Da musste ich mich selbst erinnern, dass die Arbeiterklasse in Deutschland manchmal auch abschreckend aussieht, ich erinnere mich an Leute vor Nebgenbuden, die herum lallten und auch eine Wolke aus Alkohol, Schweiß und Nikotin versprühten. Gott sei Dank haben wir das Priemkauen schon vor hundert Jahren abgeschafft.

Manchmal denke ich ähnlich wie die Ausländer, wie sie im Blauen Lotus von Herge (Apostroph habe ich gerade nicht auf Lager) aus der Tim-und-Struppi Reihe charakterisiert sind (http://en.wikipedia.org/wiki/The_Blue_Lotus). Der schon 1936 erschienene Comic schildert die Ausländer als ein hochnäsiges Pack, das auf den gemeinen Chinamann, hier in Shanghai, förmlich mit Verachtung herab schaut und diesen bei passender Gelegenheit schon mal mit dem Regenschirm verdrischt. Als Folge eines Unfalls z.B. Doch hier kommt unser Held Tim und greift zu Gunsten des chinesischen Toyotafah... äh... Rikschafahrers ein. Typisch für Neuankömmlinge. Gerade fünf Minuten da und schon alles besser wissen. Aber wir Expats müssen uns hier täglich vor den Wagen fahren lassen, oft auf dem Heimweg nach der Arbeit von angetrunkenen Fahrern, die einem fast die Motorhaube abrasieren.

Schlagen möchte ich natürlich niemanden. Der Taxifahrer zum Beispiel war schon schlimm genug dran, ohne Zähne und streng riechend und drogenabhängig, da kann er nicht auch noch Schläge gebrauchen*. Ich ertappe mich oft dabei, über die Einheimischen die Nase zu rümpfen, wenn sie hier im chinesischen Nordtaiwan die Landschaft zumüllen und alles in diesen slumartigen übelriechenden Sumpf verwandeln. Aber das ist ihr gutes Recht, es ist ihr Land. Obwohl die Taiwanesen im Süden da teilweise widersprechen würden, wenn sie die Chinesen im Norden als eine Art Besatzer bezeichnen, die das Land verkommen lassen, weil sie es nicht als ihre Heimat ansehen.

Wie dem auch sei, der Taxifahrer hat leider sein Taxi auch nicht geliebt. Und ich weide mein Auge lieber an den adretten jungen Kolleginnen, die nach Duftwasser riechen und schön und lieblich wie Blumen sind. Taiwan ist halt ein Land der Extreme. Hoffentlich klinge ich jetzt ein bisschen ziviler mit diesem Abschlusssatz und verbleibe mit guten Wünschen zum Wochenstart,

Ludigel

P.S.: letztlich muss man hier in Asien aufpassen, nicht irgendwann selbst zur Karikatur zu werden. Irgendwie sieht alles so zweidimensional aus heute Morgen ;-)

* und dann würden seine zwanzig Kumpels und ihre Wagenheber auch die Diskussion anreichern ;-)

1 Kommentar:

Drakonischer Zyniker hat gesagt…

Ja ekelhaft, Toyota, igitt.